"Ich verdiene 2,70 CHF pro verkauftem Buch - leben kann ich nur dank Lessereisen und Fördergeldern." Mit diesen Worten antwortete der Schweizer Literaturpreisträger Béla Rothenbühler im Gespräch mit Moderator Dr. Matthias Wipf beim diesjährigen IBK-Kulturforum auf die Frage, was er mit seiner Kunst tatsächlich verdiene. Zuvor hatte er die Veranstaltung mit einer Lesung aus seinem aktuellen Roman Polifon Pervers eröffnet – ein starker Einstieg in ein Forum, das sich einem Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz widmete.
Wenn Kunst unter die Armutsgrenze fällt
Die sozialen und wirtschaftlichen Realitäten vieler Kunstschaffender standen beim Kulturforum im Mittelpunkt. In Vorarlberg zum Beispiel liegt das mittlere Jahresnettoeinkommen bei rund 15.000 Euro – davon entfallen nur 3.000 bis 4.500 Euro auf künstlerische Arbeit. Nahezu die Hälfte der Kunstschaffenden lebt damit unter der Armutsgefährdungsschwelle. Auch in Deutschland zeichnen Studien ein ähnliches Bild, insbesondere bei freischaffenden Musiker:innen, deren Einkommen häufig durch Nebentätigkeiten und administrativen Aufwand aufgestockt werden muss.
Fachlicher Austausch mit politischer Relevanz
Rund 90 Teilnehmende aus Kulturförderung, Politik, Verwaltung, Verbänden und der freien Szene diskutierten in Schaffhausen, wie sich faire Arbeitsbedingungen im Kulturbereich stärken lassen. Dabei wurden aktuelle Studienergebnisse vorgestellt und mögliche Maßnahmen auf den Tisch gelegt: von klaren Förderrichtlinien über verbindliche Mindestgagen bis hin zu einer stärkeren Berücksichtigung des gesamten künstlerischen Prozesses – von der Recherche bis zur Vermittlung.
Chantal Hirschi (t. Theaterschaffen Schweiz) und Mirjam Steinbock (IG Kultur Vorarlberg) betonten, dass nicht nur die Politik gefordert sei. Auch Kunst- und Kulturschaffende müssten sich organisieren, ihre Anliegen sichtbar machen und gemeinsam politischen Druck aufbauen. Die Herausforderungen seien strukturell – und nur gemeinsam lösbar.
Kunst sichtbar machen – auch auf der Bühne
Neben den inhaltlichen Diskussionen setzte das Forum auch künstlerische Akzente: Der Spoken-Word-Künstler Etrit Hasler und das Trio sonix bereicherten das Programm mit eindrücklichen Beiträgen – und erinnerten daran, was auf dem Spiel steht: eine lebendige Kulturszene, die auch existenziell tragfähig sein muss.
Das IBK-Kulturforum 2025 wurde von der Fachstelle Kultur des Kantons Schaffhausen unter der Leitung von Serge Honegger organisiert. Regierungsrat Patrick Strasser sowie Patrik Birrer, Vorsitzender der IBK-Kommission Kultur, würdigten die Veranstaltung als wichtigen Impuls für den grenzüberschreitenden Austausch in der Bodenseeregion.