IBK legt Studie zur CO₂-Reduktion im Gebäudesektor in der Bodenseeregion vor
Im Rahmen einer Studie hat die Internationale Bodensee-Konferenz (IBK) die aktuellen Fördersysteme für Energieeffizienzmaßnahmen sowie für Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien im Gebäudesektor in den Ländern und Kantonen der IBK ausgewertet. Das zentrale Ergebnis: Aktuell wird in allen Regionen in Kauf genommen, dass die Förderbedingungen Energieniveaus zulassen, welche noch nicht vollständig kompatibel sind mit dem Pariser Klimaziel. Die Studie gibt darüber hinaus wertvolle Hinweise zur Optimierung der Förderprogramme und macht Vorschläge für Monitoringindikatoren, die geeignet sind den Transformationsprozess zur Klimaneutralität im Gebäudesektor zu überwachen.
Förderprogramme sollen Liegenschaftsbesitzerinnen und –besitzer mit wirtschaftlichen Anreizen motivieren, Klimaschutzmaßnahmen freiwillig und rasch umzusetzen und dabei über die gesetzlichen Mindestvorgaben hinauszugehen. Inwiefern dieBodenseeregion dazu Anreize setzt, untersuchte die Studie "CO₂-Reduktion im Gebäudesektor: Vergleich und Monitoring von Fördersystemen in der Bodenseeregion". Sie wurde für die IBK-Anrainerregionen Fürstentum Liechtenstein, Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg sowie die Schweizer Kantone St.Gallen, Zürich, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden durchgeführt und erfolgte in drei Teilschritten: dem Vergleich der Fördersysteme anhand qualitativer Merkmale, der Analyse der Energieniveaus der Fördersysteme und einem Vorschlag für geeignete Monitoringindikatoren zur Beobachtung der Entwicklung bei der CO₂-Reduktion. Ziel der Gegenüberstellung war es, eine möglichst gute Vergleichbarkeit der aus den Förderbestimmungen resultierenden energetischen Niveaus sowie der in Anspruch genommenen Fördermittel zu erreichen. Die Studie wurde im Auftrag der IBK von Andreas Peter MSc.und Dipl. Ing. Arch. Martin Ploß vom Energieinstitut Vorarlberg erstellt.
Studienergebnisse zeigen Optimierungsbedarf auf
Nach Analyse der Fördersysteme im Gebäudesektor der betrachteten IBK-Regionen können die Ergebnisse wie folgt zusammengefasst werden:
- Die Mindestanforderungen der Förderprogramme in allen Regionen lassen Energieniveaus zu, die nicht kompatibel zum Pariser Klimaziel sind. Die Energieniveaus, bei denen die höchsten Förderungen vergeben werden, erreichen in vielen Fällen in etwa das Paris-kompatible Niveau.
- Während in manchen Regionen eine Solarpflicht schon im Baurecht verankert ist, ist sie andernorts noch nicht einmal in der Förderung verankert.
- Förderungen werden in vielen Fällen schon für nicht-Paris-kompatible Standards vergeben. Oft erhalten höhere energetische Qualitäten höhere Förderungen.
- Die Höhe der Förderung unterscheidet sich in den untersuchten Regionen um den Faktor 8 bis 10 (Kapitalwerte der Förderungen, ohne Anpassung an Preisverhältnisse und Baukosten der unterschiedlichen Regionen).
„Die Studie gibt wertvolle Hinweise darauf, in welchen Bereichen die Fördersysteme in den Anrainerländern optimiert werden könnten", sagt Jürg Senn, Vorsitzender der Plattform Klimaschutz und Energie der IBK-Kommission Umwelt. „Schließlich sollen die Klimaschutzpläne in der Bodenseeregion möglichst schnell umgesetzt werden. Wirtschaftliche Anreize und die Abschätzung des Transformationsgeschwindigkeit hin zu Effizienz und erneuerbaren Energien sind für den Gebäudebereich entscheidend. Im Gegensatz zu Energievorschriften wirken Energieförderungen freiwillig und motivierend weit über die Vorgaben hinaus. Aufgabe der Studie war es diese Anreize zu vergleichen und im Austausch mit den Mitgliedsländern innerhalb der IBK voneinander lernen."
Monitoring des Transformationsprozesses
Die Studienergebnisse sollen die Ausgestaltung künftiger Fördersysteme unterstützen, dabei helfen den notwendigen Fördermitteleinsatz effizient zu gestalten und wichtige Indikatoren für die Überwachung von Sanierungsraten im IBK-Raum einheitlich festzulegen. Die Indikatoren beschreiben vier entscheidende Größen, nämlich die Sanierungsraten für die Heizung und für die Gebäudehülle sowie die Abriss- und die Neubaurate. Die Autoren der Studie empfehlen die Maßnahmen an der Hülle und den Austausch des Wärmeerzeugers separat auszuweisen. Die Definition der Abrissrate sollte sich auf die Gesamtanzahl bzw. Gesamtwohn- bzw. Nutzfläche (Nicht-Wohnbau) beziehen und nach Baualtersklasse, Gebäudetyp sowie gegebenenfalls nach Besitzverhältnissen differenziert werden.
Die Ergebnisse der Studie werden nun in einem ersten Schritt den für Energieförderung zuständigen Gremien in den IBK-Mitgliedsstaaten (CH, FL, V, D) vorgestellt. Die Studie ist ein Interreg-Kleinprojekt und wurde aus Mitteln des Programms Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein gefördert.
Hier finden Sie die Studie:
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Langfassung
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Kurzfassung Fachliche Informationen erteilt der Vorsitzende der Plattform Klimaschutz und Energie der IBK-Kommission Umwelt, Dipl. Ing. HTL/HLK Jürg Senn, Leiter Abteilung Energie/Energiefachstelle, AMT FÜR VOLKSWIRTSCHAFT FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN: T +423 236 64 32,
juerg.senn@llv.li