17. Konferenz der Rettungsdienste im Bodenseeraum
Am 17. Januar trafen sich die Vertreter der Rettungsdienstorganisationen der Bodenseeregion im Ostschweizer Feuerwehr-Ausbildungszentrum in Bernhardzell, Kanton St.Gallen zu ihrem jährlichen Austausch. Der Fokus lag auf der gegenseitigen Unterstützung bei einem Massenanfall von Patienten (MANV). Dieser Ernstfall wurde anhand von fiktiven Beispielen diskutiert und analysiert. Ausrichter der Konferenz war die Rettung St.Gallen AG. Wie jedes Jahr stand die Konferenz unter der Schirmherrschaft der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK).
100 Führungskräfte, Fachleute und Vertreter der Rettungsdienstorganisationen zu Lande, zu Wasser und der Luft sowie der Polizei, den Feuerwehren, dem THW und vielen anderen aus den Ländern, Kantonen oder den Regierungsbezirken im Bodenseeraum kamen im Ostschweizer Feuerwehr-Ausbildungszentrum in Berndhardzell zu ihrem Jahrestreffen zusammen. „Die hohe Teilnehmerzahl und die inspirierende Atmosphäre sprechen für sich – die Rettungsdienste schätzen die Vorteile der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und die Möglichkeit, aktuelle Fragestellungen zu diskutieren," so Dr. Christian Bernhard, Vorsitzender der IBK-Kommission Gesundheit und Soziales (Vorarlberg). Im Lichte der komplexen Problemlagen sei die internationale Kooperation von großem Wert und Kerngeschäft der IBK.
Gemeinsame Standards bei Massenanfall von Patienten auf dem Prüfstand
Einer der Vorteile der Zusammenarbeit der Rettungsdienste im IBK-Raum ist die gegenseitige Unterstützung bei einem Massenanfall von Patienten (MANV). Dazu wurden vor Jahren Grundlagen erarbeitet und im Jahr 2006 an einer gemeinsamen Katastrophenübung erprobt. Bei der 17. Rettungskonferenz ging es darum, diese Standards anhand von fiktiven Fallbeispielen zu überprüfen und im Hinblick auf Verbesserungen zu analysieren. Die Szenarien waren so angelegt, dass internationale sanitätsdienstliche Hilfe notwendig ist. Also entweder eine hohe Patientenzahl, eine lange Einsatzdauer oder zum Beispiel eine Flächenlage/zerstörte Infrastruktur.
Konkret wurden folgende Fallbeispiele anhand definierter Überprüfungskriterien diskutiert:
- Vorarlberg: Spitalbrand im Landeskrankenhaus Feldkirch, thematischer Schwerpunkt: Transportkapazitäten, Zielspital
- Bayern: Unwetter - Campingplatz in Lindau, thematischer Schwerpunkt: Evakuation, Betreuung, gemeinsames Wording
- Baden-Württemberg: Großveranstaltung (Seenachtsfest), thematischer Schwerpunkt: Alarmierung, Mittelanforderung, Bereitstellungsraum
- St. Gallen: Zugunglück, thematischer Schwerpunkt: Patientenversorgung, Abschnittsbildung.
Auch Wasserrettung und Luftrettung waren Thema
Zusätzlich fand ein Workshop zur Wasserrettung statt, mit dem Ziel, die Kooperation zu intensivieren und den Einsatz von Sondergeräten wie Drohnen zu diskutieren. Dr. Daniel Weber von der AP3 Luftrettung in Balzers erklärte in einem Vortrag zur Luftrettung, wie im Zusammenspiel vieler Partner eine bestmögliche Patientenversorgung sichergestellt wird. Aktuell gibt es neun (teils nur tagsüber und saisonal besetzte) Hubschrauberstandorte im IBK-Raum, die ein sehr vielfältiges Einsatzspektrum und ein Einsatzgebiet von der abgelegenen Hochalm bis zur pulsierenden Großstadt abdecken.
Neue Handlungsbedarfe und Fragestellungen
Was sind einfache Integrationen? Wo gibt es Stolperfallen bzw. Ansatzpunkte für Verbesserungen? Während vor 20 Jahren das Finden des Einsatzortes ein grosses Problem war, sodass Sammelpunkte definiert und die ausländischen Helfer durch die Polizei an den Einsatzort geführt wurden, oder die Krankenhauskapazitäten nur mühsam abzuklären waren, gibt es heute andere Anliegen. Um Kommunikationsprobleme zu minimieren, sind etwa Verbindungspersonen für die einzelnen Rettungseinheiten enorm wichtig, ebenso ein gemeinsames Wording. Wie heißen die Bereiche im Nachbarland? Was kann welche Einheit leisten? Als ein Schlüssel wurde auch die Einforderung von Leistungen statt von Einheiten angesehen sowie die Vernetzung der Leitstellen bzw. die Koordination über eine einzige Leitstelle.
Seit 2003 wandern die Rettungskonferenzen um den See
Die Konferenz der Rettungsdienste wandert rings um den Bodensee. Organisiert werden die Treffen durch die Rettungskräfte oder deren Partnerorganisationen selbst. Finanzielle Unterstützung für die Ausrichtung erfahren die Veranstaltungen durch die Internationale Bodensee-Konferenz (IBK) unter der Schirmherrschaft der Kommission Gesundheit und Soziales, die die Treffen im Jahr 2003 initiierte. Nach weiteren Treffen in 2004 und 2007 fanden diese seit 2009 bis zur Pandemie jährlich statt. Im letzten Jahr wurde die Konferenz vom Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden organisiert, in diesem Jahr von der Rettung St.Gallen AG unter Leitung von Günter Bildstein und seinem Team.
Save the date: Die Ausrichtung der 18. Konferenz der Rettungsdienste im Bodenseeraum konnte bereits terminiert werden und findet am 15. Januar 2025 im Kanton Schaffhausen statt.