Wie geht das nun genau mit der Zusammenarbeit und Realisierung von Projekten über Ländergrenzen hinweg? Diese Frage stand im Mittelpunkt des zweiten Moduls der IBK-Akademie, die am 5. und 6. Juli in Schaan stattfand. Am Wissens- und Netzwerklehrgang nahmen 20 Verwaltungsmitarbeitende aus der Vierländerregion Bodensee teil.
Eröffnet wurde die Tagung im Tagungszentrum Stein Egerta von Horst Schädler, Regierungssekretär der Regierung des Fürstentums Liechtenstein und Projektleiter der IBK-Akademie. Jörg Röber, Professor für Verwaltungsmanagement an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl, referierte über die Dilemmata, mit denen man bei der grenzüberschreitenden Verwaltungszusammenarbeit umgehen muss und über die Verwaltungskulturen bzw. Zuständigkeiten in den vier Ländern Schweiz, Österreich, Liechtenstein und Deutschland. Zusammen mit Moderator Peter Beck, Geschäftsführer der c³ GmbH, führte er durch die Tagung.
Klaus-Dieter Schnell und Katja Heller von der IBK-Geschäftsstelle informierten über die Funktionsweisen und vielfältigen Aufgabenbereiche in der Internationalen Bodensee-Konferenz. Die österreichische Kunsthistorikerin Verena Konrad setzte sich in ihrem Vortrag vor allem mit kulturellen Fragen bei grenzüberschreitenden Kooperationen auseinander.
Umdenken und gestalten
Ein Highlight war das Kamingespräch am Abend mit dem Philosophen und Publizisten Ludwig Hasler aus Zollikon bei Zürich. In seinem Vortrag diagnostizierte er der Welt und seinen Menschen zahlreiche Beschwerden. „Die Welt zerfällt gerade", gab Hasler einen düsteren Ausblick. Die Gesellschaft brauche neue Ziele und müsse wieder klettern lernen, um diese zu erreichen. Man denke, man sei ganz oben auf dem Berg angekommen. Dies stimme aber nicht, man sei lediglich am Berg. Es sei die Zeit gekommen, wo man sich wieder verkleinern müsse und nicht nur von der Sehnsucht leben dürfe, „endlich wieder in Teneriffa zu sein".
Neue Ziele setzen, kleiner denken, die eigene Umgebung gestalten – Haslers Anstöße zum Umdenken klangen auch noch am nächsten Morgen nach, als Roland Scherer, Direktor am Institut für Systemisches Management und Public Governance der Universität St. Gallen, wissenschaftlich aufzeigte, wie verschiedenste Rationalitäten das Handeln der politischen Akteure prägen. In neuerer Zeit sieht er vorwiegend Projekte oder Kooperationen, die dem eigenen Land den höchsten Nutzen bringen. In den 1990er-Jahren war dies noch anders, wie das Beispiel der dritten Bodensee-Fähre zwischen Friedrichshafen und Romanshorn zeigte. Hier finanzierten etwa Partner wie der Kanton Schaffhausen das Projekt mit, obwohl sie nur einen indirekten Nutzen davon hatten. Wenn nationale Interessen in den Vordergrund rücken, sei es umso wichtiger den grenzüberschreitenden Austausch und Kooperationen direkt vor Ort zu fördern, so Scherer.
Fallstudie Gesundheit
Und dann ging es ins Doing: die Teilnehmenden erarbeiteten anhand einer Fallstudie Konzeptideen. Zwei Stunden lang wurde darüber diskutiert, wie Intensivbetten über Landesgrenzen hinweg optimal genutzt werden können, welche Akteure es dafür braucht, was für Probleme dabei auftreten und wie erste Handlungs- und Maßnahmenvorschläge aussehen könnten.
Wie geht es weiter?
Im Herbst sollen im Modul III die erworbenen Kenntnisse und Skills in einer Projektwerkstatt schließlich vertieft werden und die Teilnehmenden dazu befähigen, grenzüberschreitende Projekte noch besser auf- und umzusetzen.
Denn egal ob es um Gesundheit, die grenzenlose Mobilität rund um den See oder den Gewässerschutz geht – die Herausforderungen für das Zusammenleben am Bodensee sind vielfältig. Und damit es ein gutes grenzüberschreitendes Miteinander geben kann, braucht es viele Ideen und Menschen, denen die Bodenseeregion am Herzen liegt und die sie durch Projekte weiter voranbringen wollen. Ideen gibt es haufenweise, Menschen, die aktiv werden wollen, auch. Damit nun aus Ideen Konzepte und aus Konzepten Projekte werden, gilt es einiges zu beachten. Die IBK-Akademie kann dabei helfen.