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IBK-Förderpreise 2013 in der Sparte Slam Poetry verliehen

an Künstlerinnen und Künstler aus der Bodenseeregion

Die Internationale Bodensee Konferenz (IBK) zeichnete sieben Künstlerinnen und Künstler der Sparte Slam Poetry mit einem Förderpreis aus. Die Förderpreise, die mit jeweils 10.000 Schweizer Franken dotiert sind, wurden bei einer feierlichen Preisverleihung im Rokokosaal in Augsburg übergeben.
 
„In der Slam Poetry spiegelt sich die Vielfalt der Sprache und ihrer Ausdrucksformen in der Bodenseeregion", sagte die IBK-Vorsitzende 2013, Staatsministerin Dr. Beate Merk aus Anlass der Verleihung.
„Es freut mich, dass wir in diesem Jahr mit der Slam Poetry eine Sparte auszeichnen, die in besonderem Maße dem grenzüberschreitenden Anliegen der Internationalen Bodensee Konferenz entspricht, denn an den deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam sind inzwischen alle in der IBK vertretenen Nationalitäten beteiligt", sagte Margrit Bürer, Vorsitzende der IBK-Kommission Kultur aus Anlass der Preisverleihung. „Obwohl die Slam Poetry eine so produktive Kunstsparte ist, gab es bislang nur wenige öffentliche Auszeichnungen in diesem Bereich. Auch das war ein Grund für unsere Wahl in diesem Jahr", begründete sie den Entscheid für die Sparte Slam Poetry. 
 
Sieben Förderpreise für Slam Poetinnen und Poeten
Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden von einer internationalen Fachjury aus insgesamt 16 Nominationen ausgewählt. Im Rahmen der feierlichen Preisverleihung, die im Rokokosaal der Regierung von Schwaben in Augsburg stattfand, wurden sieben Förderpreise von jeweils 10.000 Schweizer Franken an folgende Personen überreicht: 
 
Hazel Brugger, nominiert vom Kanton Zürich: 1993 in San Diego, USA, geboren, hat Hazel Brugger schon viele Siege in der Slam Poetry Szene gefeiert. Seit Juni 2011 absolvierte sie zahlreiche Slam-und TV-Auftritte im deutschsprachigen Raum und ist seit 2013 Kolumnistin. Auszug aus der Jurybegründung: „Kein Zweifel, Hazel Brugger fällt es leicht, die Welt in der sie lebt, kühl zu analysieren, doch in ihrer Lakonik schwingt immer die Verletzlichkeit derer mit, die gegen den Strom der Selbstzufriedenen anschwimmen und nach echter Erfahrung hungern. Die Kunstfigur Hazel Brugger wird so zur Platzhalterin einer Generation, die mindestens virtuell schon alles gesehen hat und die der endlosen Flut von Information überdrüssig geworden ist. So werden Hazel Bruggers scheinbar hingeworfene Texte recht eigentlich zu präzisen und preziösen Zeitbildern." 
 
Alexander Burkhard, nominiert vom Freistaat Bayern: Burkhard, 1988 in Lindenberg im Allgäu geboren, studiert Nordische Philologie in München und spricht zahlreiche Sprachen. Seit 2009 hat er an allen deutschsprachigen Slam-Meisterschaften teilgenommen. 2011 gewann er die hessischen Meisterschaften, 2013 war er Finalist beim Bayern-Slam. Soeben erschien Alexander Burkhards erster Erzählband „...und was kann man damit später mal machen?" Jurystimme: „Alexander Burkhard ist Performance Poet und Storyteller, doch festzumachen, wo bei ihm das eine beginnt und das andere endet, ist wie in einer schwedischen Mittsommernacht Tag und Nacht zu unterscheiden. Er erinnert im Vortrag an nordische Skispringer. Junge, unbewegliche Gesichter, die mit einem Ausdruck formvollendeter Melancholia und ganz entgegen ihrer vermeintlichen Fragilität enorm weit fliegen." 
 
Renato Kaiser, nominiert vom Kanton St.Gallen: Geboren 1985, hat Renato Kaiser seit seinem ersten Poetry-Slam-Auftritt im März 2005 zahlreiche Slams gewonnen und viele Radio- und TV-Auftritte absolviert. 2010 gewann er im Berliner Admiralspalast den Fritznacht-Talentwettbewerb in der Kategorie »Wort« und wurde Schweizer Vize-Poetry-Slam-Meister, 2012 war Kaiser Schweizer Meister. Er entwickelte mehrere Soloprogramme, Ende 2012 erschien sein schnell ausverkauftes erstes Buch. Zu Renato Kaiser schreibt die Jury: „Wenn der Renato, der Kaiser, loslegt, dann könnte der Witz auch nur die Falle sein, in die er uns lockt, der Poeten-Kerl, und wie der Schwimmer, der sich zu weit hinaus gewagt hat, bemerkt der Zuhörer mit einem Mal die Strömung, die ihn ins offene Meer hinauszieht. Nun ist es zu spät. Und das ist gut so. Denn jetzt entfaltet Renato Kaiser sein Talentboot, setzt Segel, zeigt uns, was er am Wortruder draufhat." 
 
Sophie Passmann, nominiert vom Land Baden-Württemberg: 1994 zur Welt gekommen, verbrachte Sophie Passmann ihre Jugend in Baden-Württemberg, vor allem aber auf Bühnen in ganz Deutschland. Mit 15 Jahren machte sie das erste Mal bei einem Poetry Slam mit. Es folgten Auftritte in Deutschland, Schweiz und Österreich. 2011 wurde sie BaWü-Championesse in der Sparte U20 und stand im selben Jahr bei den deutschen Meisterschaften im Finale. Jurystimme: „Sophie Passmann ist im wahrsten Sinne des Wortes mitreißend: Mit großer Gestik trägt sie perfekt metrisch getaktet ihre gleichermaßen trocken-humorigen wie feinsinnigen Texte vor und zieht den faszinierten Zuhörer scheinbar unmerklich in die Realität der Lebenswelt ihrer Generation. Bei allem Wortwitz entwickelt sie trotz ihres noch jungen Alters Gedanken faszinierender Tiefe. Textvortrag und Performance sind optimal aufeinander abgestimmt und damit steht sie in bester ‚Slammertradition’." 
 
Philipp Reichling, nominiert vom Kanton Zürich: Geboren 1987, ist Philipp »Phibi« Reichling seit 2006 mit großem Erfolg auf deutschsprachigen Poetry-Slam-Bühnen unterwegs. In den Jahren 2006 bis 2011 vertrat er den Zürcher Schiffbau-Poetry-Slam an den deutschsprachigen Slam-Meisterschaften, 2012 trat er im Team an. Auszug aus der Begründung der Jury: „Philipp Reichling baut aus globalen Problemen, philosophischen Thesen und alltäglichen Beobachtungen kleine Geschichten, die mit großer Leichtigkeit und meist in klassischen Versmaßen daherkommen. Sein Tiefsinn ist unaufdringlich und so gelingt es ihm stets, einen Schritt zurück zu machen, und im Kleinen das Große, ‚The bigger Picture’, einzufangen." 
 
Lara Stoll, nominiert vom Kanton Thurgau: 1987 geboren, hat Lara Stoll in der Slam-Szene schon so ziemlich alles erreicht. Bereits 2006 gewann sie die U20-Meisterschaften, in der Schweiz und auch international. Stoll studiert »Film« an der ZhdK, schreibt als Kolumnistin für mehrere Zeitungen und tritt als Slammerin regelmäßig in TV und auf großen Bühnen auf. Die Jury schreibt: „Lara Stoll ist das Fräuleinwunder des Poetry Slam, ist die Brachialgewalt im Schafspelz, ist die Bühnenpräsenz und Überraschung in Person. Das sind die Qualitäten von Lara Stoll: Bodenhaftung, Begeisterung, Mut zum Verrückten und eine Kreativität, die sie stetig weiterentwickelt, um immer wieder zu überraschen und zu berühren." 
 
Gabriel Vetter, nominiert vom Kanton Schaffhausen: 1983 geboren, wurde Vetter deutschsprachiger Poetry Slam Meister 2004, war Hausautor 2012/2013 am Theater Basel, schreibt als Kolumnist für zahlreiche Zeitungen und betrieb seine eigene Radioshow auf SRF1. Die Jury schreibt: „Er wirkt unscheinbar. Auf der Bühne beginnt er harmlos. Aber schon nach ein paar Zeilen, da kann er ihn nicht mehr im Zaum halten, den Wahnsinn. Dann kommt er einem vor wie eine von Frankenstein zusammengenähte Mischung von Klaus Kinski und Karl Valentin auf Speed. Es ist die Mischung aus grandios verspielter Sprache, höherem Nonsens und aus den Tiefen des Alltags gespeistem Wahnsinn, die die Texte von Gabriel Vetter einzigartig und unverkennbar machen. Zusammen mit einer perfekt den Texten angepassten Performance." 
 
IBK-Förderpreise
Die Förderpreise der IBK werden seit dem Jahr 1991 jährlich in wechselnden Sparten verliehen. Es können maximal acht Preise in der Höhe von jeweils 10.000 Schweizer Franken vergeben werden. Ausgezeichnet werden Personen oder Personengruppen mit herausragenden Leistungen in der jeweiligen Kunstsparte. Verantwortlich für die Durchführung der Jurierung ist die Kommission Kultur der IBK. Durchgeführt wurde die diesjährige Jurierung auf der Grundlage von zwei Slam Poetry Veranstaltungen in Lindenberg und Immenstadt vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst in Kooperation mit den Städten Lindenberg und Immenstadt. Die Förderpreise werden von den Mitgliedsländern und Mitgliedskantonen der IBK finanziert, die Poetry Slam Veranstaltungen wurden mit zusätzlichen Mitteln der Bayerischen Staatskanzlei realisiert.
 
Jedes Mitgliedsland der IBK – Baden-Württemberg, Bayern, Liechtenstein, Vorarlberg, die Kantone St.Gallen, Thurgau, Schaffhausen, Zürich sowie Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden zusammen – hat unter Beizug von ausgewiesenen Fachleuten je zwei Nominationen vorschlagen. Die Nominierten müssen einen Bezug zum jeweiligen Kanton oder Bundesland aufweisen.
 
Eine von den Mitgliedsländern und Mitgliedskantonen gewählte internationale Jury von ausgewiesenen Fachleuten hat die Preisträgerinnen und Preisträger nach einem aufwändigen Jurierungsverfahren ausgewählt. Ihr gehörten an:
  • Herr Professor Dr. Hansgeorg Schmidt-Bergmann (Land Baden-Württemberg)
  • Herr Ralf Schlatter (Kanton Schaffhausen)
  • Frau Suzanne Zahnd (Kanton Zürich)
  • Frau Tanja Kummer (Kanton Thurgau)
  • Herr Andreas Niedermann (Kanton St.Gallen)
  • Herr Richi Küttel (Kantone Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden)
  • Herr Dr. Roman Banzer (Fürstentum Liechtenstein)
  • Herr Wolfgang Mörth (Vorarlberg)
  • Herr Sven Kemmler (Freistaat Bayern). 
 
Den Juryvorsitz hatte Dr. Elisabeth Donoughue vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Die Veranstaltungen vor Ort wurden in Kooperation mit dem Kultur- und Gästeamt der Stadt Lindenberg und der Stadtverwaltung der Stadt Immenstadt/Literaturhaus Allgäu durchgeführt. Moderiert wurden die Veranstaltungen von Ko Bylanzky und Rayl Patzak, den Slam Mastern aus München, die auch die Entwicklung des Gesamtkonzepts der Jurierungen beratend begleiteten. 
  
 
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